Wildtierkameras sind in den letzten Jahren zu wichtigen Erfassungsinstrumenten für die automatische Überwachung von Wildtieren avanciert und ihre schnelle technische Weiterentwicklung hat die ökologische Forschung und den Naturschutz maßgeblich vorangetrieben und verändert. Das Monitoring bedrohter Fledermausarten in Winterquartieren wurde bislang hauptsächlich über Zählungen im Rahmen von Begehungen realisiert. Eine Studie zeigt nun, dass Wildtierkameras mit Blitzlicht in Verbindung mit Infrarot-Lichtschranken hier als passive, effiziente und alternative Methode zu herkömmlichen, aktiven Zählungen bei Begehungen eingesetzt werden können. Hierbei wird eine Kamera ausgelöst und ein Foto generiert, sobald eine Fledermaus die damit verknüpfte Infrarot-Lichtschranke passiert hat. Bisher war jedoch fraglich, ob das weiße Blitzlicht eines solchen Fotomonitoring-Systems das Verhalten der Fledermäuse negativ beeinflussen könnte.

Im Rahmen eines 16-wöchigen Experiments untersuchte eine Forschergruppe der Universität Greifswald an vier Winterquartieren das Verhalten einfliegender Fledermäuse, wechselweise eine Woche mit aktivem Fotomonitoring-System und in der folgenden Woche mit inaktiviertem System. Dokumentiert wurde das Einflugverhalten mit einem Infrarot-Videosystem, das darüber hinaus mit einem akustischen Aufnahmegerät kombiniert war. Auf Basis der Videoclips sowie der Lichtschrankenregistrierungen wurde die Nutzungsintensität im Verlauf der einwöchigen Experimentalphasen, die Art und Weise der Fledermauseinflüge anhand der Flugrichtung und sonstiges Verhalten (geradliniger Flug, kreisend, auch unter Berücksichtigung sozialer Interaktionen) sowie der Latenzzeit des ersten Echoortungsrufs nach dem Auslösen der Fotoblitzes bewertet. Mit in die Analyse einbezogen wurden darüber hinaus die Witterungsbedingungen, insbesondere die Niederschläge und die Temperatur bei Sonnenuntergang.

Insgesamt hatte der weiße Blitz keinen Einfluss auf die kurz- oder langfristige Fledermausaktivität, die Flugrichtung oder das Echoortungsverhalten. Das Blitzlicht hatte auch keinen Einfluss auf die nächtliche Fledermausaktivität, aber die Forschergruppe beobachtete eine Abnahme der nächtlichen Fledermausaktivität mit zunehmendem Anteil der Regenstunden. Das Blitzlicht hatte keinen Einfluss auf die Flugrichtung der Fledermäuse, aber die Flugrichtung wurde durch die Anwesenheit anderer Fledermäuse beeinflusst. Soziale Interaktionen verringerten die Anzahl der Fledermäuse, die in die „Standard“-Richtung flogen (Abb. 1), und Verfolgungs- oder Vermeidungsverhalten wurde häufig beobachtet. Ebenso wurde kein Unterschied in der Zeit bis zum ersten Echoortungsruf nach einer Kameraauslösung zwischen den Nächten mit und ohne Blitzlicht festgestellt.

Darüber hinaus wurde beobachtet, dass sich die proportionale Nutzung des Haupteingangs (mit Kamerafalle) und des Seiteneingangs (ohne Kamerafalle) in den letzten sechs Jahren an einem Langzeitüberwachungsstandort nicht wesentlich verändert hat.  Im Durchschnitt flogen 67 % der Fledermäuse über den Haupteingang in das Winterquartier (Abb. 2), was darauf hindeutet, dass dies der bevorzugte Eingang ist, obwohl die Fledermäuse beim Einflug dem weißen Blitzlicht ausgesetzt sind. Außerdem stieg die Zahl der während der Winterzählung gezählten überwinternden Individuen von etwa 250 (im Jahr vor der Installation des Überwachungssystems) auf über 300 Individuen in den letzten Jahren.

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen das Potenzial des untersuchten Fotomonitoring-Systems als minimalinvasive Methode für das langfristige Monitoring von Fledermauspopulationen und zur Untersuchung der artspezifischen Phänologie. Die Methode kann damit einen wichtigen Beitrag für eine objektive Bewertung von Fledermauswinterquartieren leisten.

Zwei Braune Langohren (Plecotus auritus) im Tandemflug durch eine Lichtschranke (Foto: K. Kugelschafter)

Verwendete Technik des Fotomonitoring-Systems: Lichtschranke (ChiroTEC, http://www.chirotec.de), Kamera: Panasonic-DMC G5 (Metzblitz 58 AF, Kurzzeitbelichtung 1/5500 s).

Original-Studie:

Krivek, G., Schulze, B., Poloskei, P.Z., Frankowski, K., Mathgen, X., Douwes, A. and van Schaik, J. (2021), Camera traps with white flash are a minimally invasive method for long-term bat monitoring. Remote Sens Ecol Conserv. https://doi.org/10.1002/rse2.243

Abb. 1: Anteil der sozialen und nicht-sozialen Flugrichtungen von Fledermäusen, die vier Winterquartiere in Nächten mit ein- und ausgeschaltetem Blitzlicht betreten. Soziale Ereignisse zeigen die Anwesenheit anderer Fledermäuse in den bewerteten 6-Sekunden langen Infrarot-Videoclips an.
Abb. 2: Anteil der Fledermäuse, die A) durch den Haupteingang (mit Kamerafalle) und den Seiteneingang (ohne Kamerafalle) in das Winterquartier ein- und B) aus diesem wieder ausfliegen, sowie die Gesamtzahl der C) Einflug- und D) Ausflugereignisse pro Nacht, die von den Lichtschranken an den beiden Eingängen an einem Langzeitüberwachungsstandort registriert wurden.
Kamerafallen mit weißem Blitz sind eine minimalinvasive Methode für das langfristige Monitoring von Fledermauswinterquartieren