Die Intensivierung und Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen gehören zu den gravierendsten anthropogenen Prozessen, die den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt verursachen, da hierdurch viele Lebensräume verloren gehen. Andererseits sind durch bestimmte (v.a. extensive) landwirtschaftliche Nutzungsformen in der Vergangenheit viele Kulturlandschaften entstanden, welche Lebensräume für bestimmte Biodiversitätselemente überhaupt erst geschaffen und deren (regionale) Etablierung nachhaltig ermöglicht haben. Der ökologische Landbau gilt allgemein als Kompromiss zwischen Produktion und der Erhaltung der biologischen Vielfalt. Während diese Bewirtschaftungsform weltweit und zunehmend an Popularität gewinnt, ist die konventionelle (intensive) Landwirtschaft jedoch immer noch die bedeutendste Form der Bewirtschaftung, die der Erhaltung vieler Taxa entgegen steht. Auch Fledermäuse werden von der Form der landwirtschaftlichen Nutzung beeinflusst und ihre hohe Mobilität und lange Lebensdauer machen sie zu hervorragenden ökologischen Indikatoren in Agrarökosystemen. Ein spanisches Forscherteam untersuchte die Auswirkungen verschiedener Oliven-Anbaumethoden auf die Fledermausaktivität und das Vorkommen verschiedener Fledermausarten. Außerdem wurde untersucht, ob die Fledermausaktivität möglicherweise von der Häufigkeit der Olivenfruchtfliege (Bactrocera oleae) abhängt, dem weltweit größten Schädling in Olivenhainen. Die Fledermäuse wurden dabei mittels passiven Ultraschalldetektoren akustisch erfasst. Parallel dazu wurden Pheromon-Fallen für B. oleae eingesetzt, um die Abundanz dieser Schädlingsinsekten zu überwachen.

Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Fledermausarten, die der Gilde „Gleaner“ zuzuordnen sind – also Arten, die in der dichten Vegetation jagen, die Nahrung von der Blattoberfläche ablesen können und durch diese Spezialisierung ihrer Jagdstrategie im Allgemeinen als stärker bedroht gelten, in den ökologisch bewirtschafteten Olivenhainen aktiver sind als Arten, die gewöhnlich im freien Luftraum jagen. Aufgrund ihrer höheren Manövrierfähigkeit und ihres langsamen Flugs sind die „Gleaner“-Fledermausarten im Allgemeinen gut an die Nahrungssuche in strukturell komplexen und unübersichtlichen Lebensräumen wie Olivenhainen angepasst. Dabei wurde eine negative Korrelation zwischen der Dichte der Olivenfruchtfliege und der Aktivität der Fledermäuse festgestellt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Fledermäuse als natürliche Schadregulierer die Fruchtfliegen in ihrer Häufigkeit dezimieren. Den Autoren zufolge sind jedoch noch weiterführende (z.B. molekularbiologische) Untersuchungen notwendig, um zu beweisen, dass die Fledermäuse die Olivenfruchtfliegen tatsächlich in großem Maße dezimieren.

Ökologisch bewirtschaftete Olivenhaine haben in der Regel eine stärker ausgeprägte Krautschicht als konventionell bewirtschaftete, was nicht nur die Insektenvielfalt sondern auch die Fledermausaktivität begünstigt. Nach Auffassung der Autoren sollten deshalb ökologische Bewirtschaftungsformen in den Agrarumweltprogrammen der einzelnen Mitglieder der Europäischen Union bevorzugt werden.

Olivenbaum mit gelber Insektenklebfalle zum Fangen der Olivenfruchtfliege (Bactrocera oleae). Unten rechts: Kolonie von Großen Hufeisennasen (Rhinolophus ferrumequinum) und Wimperfledermäusen (Myotis emarginatus) in einem nahegelegenen Quartier. Fotos: Xavier Puig Montserrat

Original-Studie:

Puig-Montserrat, Xavier; Maria Mas, Carles Flaquer, Carme Tuneu-Corral, Adrià López-Baucells (2021): Benefits of organic olive farming for the conservation of gleaning bats, Agriculture, Ecosystems & Environment (313), 107361. https://doi.org/10.1016/j.agee.2021.107361.

Fledermäuse helfen beim ökologischen Olivenanbau