Die Errichtung von Querungshilfen (besonders Unterführungen und Grünbrücken) zur hindernisfreien Überwindung von hochfrequentierten Verkehrswegen ist als Konzept zur Wiedervernetzung von Lebensräumen Gegenstand vieler aktueller Planungen. Auch Fledermäuse werden bei der Planung von Querungshilfen zunehmend berücksichtigt. In dem Bestreben, die Kosteneffizienz zu verbessern, wird es allerdings im Rahmen der Planung auch immer beliebter, die Querungshilfen so auszugestalten, dass auch Menschen sie zur sicheren Über-/Unterquerung von Straßen nutzen können. Oftmals wird dabei leider nicht bedacht, die Bedürfnisse von Menschen und Wildtieren in Einklang zu bringen, was in der Konsequenz zu einem verringerten Nutzen für den Naturschutz führt. So kann beispielsweise eine für die Sicherheit von Menschen installierte nächtliche Beleuchtung die Nutzung durch Fledermäuse beeinträchtigen.

Wir möchten in diesem Zusammenhang auf eine kürzlich erschienene Studie zum Einfluss von künstlichem Licht auf die nächtliche Nutzungsfrequenz von insektenfressenden Fledermausarten in Unterführungen in Australien hinweisen. In einem experimentellen Ansatz wurden dabei Erfassungen zur Fledermausaktivität vor, während und nach Installation der künstlichen Beleuchtung der Unterführungen durchgeführt. Im Ergebnis der Untersuchungen bestätigte sich die Vermutung, dass Fledermäuse beleuchtete Unterführungen eher meiden. Lediglich für eine Art konnte eine Attraktionswirkung auf das Licht nachgewiesen werden. Künstliche nächtliche Beleuchtung auf solchen Wildwechselstrukturen erhöht somit die Barrierewirkung von Straßen und damit die Wahrscheinlichkeit für Straßenmortalität für Fledermäuse, indem (wie im Beispiel der australischen Studie) 1. entweder eine Zunahme der Querungsrate oberhalb der Autobahn und eine Abnahme unter den Unterführungen erfolgt oder 2. eine Abnahme der Querungsrate sowohl oberhalb der Autobahnen als auch unter den Unterführungen. Letzteres kann zu einer Isolierung von Populationen führen. Die Ergebnisse bestätigen damit Erkenntnisse aus vorangegangenen Studien und untermauern die aktuellen Empfehlungen zur Planung und Gestaltung von Querungshilfen für Fledermäuse in Deutschland (z.B. der durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr herausgegebene Leitfaden zur Planung und Gestaltung von Querungshilfen aus dem Jahr 2012, die im Auftrag des Bundesamt für Umwelt erstellte Arbeitsgrundlage zur Planung, Gestaltung und Sanierung von Verkehrsinfrastrukturen, oder der aktuelle EUROBATS-Leitfaden für die Berücksichtigung von Fledermäusen bei Beleuchtungsprojekten).

Aus Sicht des Fledermausschutzes weisen wir daher eindringlich darauf hin, dass Querungshilfen nicht beleuchtet werden sollten, um ihre Funktion als sichere Überwindungsmöglichkeit von Verkehrswegen nicht zu beeinträchtigen. Eine sogenannte fledermausfreundliche Beleuchtung kann einen Kompromiss darstellen, jedoch sei angemerkt, dass auch dieses rötliche Licht von einigen Fledermausarten gemieden wird.

Experimentelles Setup zur Untersuchung des Einflusses künstlichen Lichtes auf Fledermäuse in einer Unterführung in Australien (Foto: M. Bhardwaj)

Original-Studie:

Bhardwaj, M., Soanes, K., Lahoz-Monfort, J. J., Lumsden, L. F., & van der Ree, R. (2020). Artificial lighting reduces the effectiveness of wildlife-crossing structures for insectivorous bats. Journal of Environmental Management262, 110313. https://doi.org/10.1016/j.jenvman.2020.110313

Künstliche Beleuchtung mindert die Nutzung von Querungshilfen für Fledermäuse